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Die zwei Parallelen

Es gingen zwei Parallelen
ins Endlose hinaus,
zwei kerzengerade Seelen
und aus solidem Haus.

Sie wollten sich nicht schneiden
bis an ihr seliges Grab:
Das war nun einmal der beiden
geheimer Stolz und Stab.

Doch als sie zehn Lichtjahre
gewandert neben sich hin,
da wards dem einsamen Paare
nicht irdisch mehr zu Sinn.

Warn sie noch Parallelen?
Sie wußtens selber nicht, -
sie flossen nur wie zwei Seelen
zusammen durch ewiges Licht.

Das ewige Licht durchdrang sie,
da wurden sie eins in ihm;
die Ewigkeit verschlang sie
als wie zwei Seraphim.

Christian Morgenstern


Mensch

Koryphäe der Evolution
Wachsames Abrakadabra
Im rubinfarbenem Fluidum
Pocht in der Arena der Beschaffenheit
Zum gefügigem Leben
Willenstark zur Konstruktion
Gruppierst Freud` und Leid
Hamsterst Komplimente
Gibst Asyl dem Schmerz
Lässt gezüchtete Motive verbal verblühen
Kokelst mit der Zeremonie
Dressiertes Glück in der Kulisse Gänsehaut
Möbelst mit viel Trara
Die Karosserie Körper auf
Hokuspokus wirkt beflissen
Virtuos das Leben meistern
Und doch fühlt man sich oft so

Heidrun-Auro Brenjo


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Der Golem


Prag, das alte sagenreiche,
Barg schon viele Menschenweisheit,
Barg schon viele Menschentorheit,
Auch den hohen Rabbi Löw.

Rabbi Löw war sehr zu Hause
In den Künsten, Wissenschaften,
Und besonders in der schwarzen,
In der schweren Kabbala.

So erschuf er einen Golem,
Einen holzgeschnitzten Menschen,
Tat belebend in den Mund ihm
Einen Zauberspruch: den Schem.

Lesen Sie hier das ganze Gedicht von Detlev von Liliencron


Der leidende Mensch

Dunkle Wände türmen sich vor Dir auf.
Du siehst nicht darüber, nicht daneben.
Der Geist geht mal runter, mal rauf.
Die Seele will nicht mehr leben,
für sie ist alles weg und aus.
Du möchtest die Wand umgehen,
aber die Kraft die bringst Du nicht auf.
Verzweifelt suchst Du Licht zu sehen,
aber keines, gar keines, ist dort zuhaus.
Dir bleibt nur das immer wieder wehren,
damit das Licht nicht ganz bleibt aus.

Kurt Blaser


Der Teufelspakt

Verloren im Meer des Lebens.
Alles Suchen bisher vergebens.
Nirgendwo Halt, nirgends ein Sinn.
Rastloses Wandern - irgendwohin.

Wo ist in dieser Leere ein Ziel?
Warum stirbt langsam jedes Gefühl?
Quälende Fragen; Antworten bleiben
ungesagt im ziellosen Treiben.

Der Pakt mit dem Teufel - ein schneller Tausch:
Trostlose Leere gegen Träume und Rausch.
Und dann die Nadel - zum letzten Mal:
„Goldener Schuß“ - das Ende der Qual.

Wie samtdunkle Nacht umhüllend die Not,
ein wehender Umhang - lautloser Tod.
Seine knöcherne Hand bringt hart und kalt
unendliche Ruhe - und endlich auch Halt.

Hans Schletz


Die drei Spatzen

In einem leeren Haselstrauch,
da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch.

Der Erich rechts und links der Franz
und mittendrin der freche Hans.

Sie haben die Augen zu, ganz zu,
und obendrüber, da schneit es, hu!

Sie rücken zusammen dicht an dicht,
so warm wie Hans hat's niemand nicht.

Sie hör'n alle drei ihrer Herzlein Gepoch.
Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch.

Christian Morgenstern

Hier finden Sie Weitere Gedichte von Christian Morgenstern

Ein Mensch

Ein Mensch befindet sich im Tief
und stöhnt: „Ach, heut' läuft alles schief!
Die Welt ist ja so ungerecht!“
Kurzum, er fühlt sich wirklich schlecht.
Nichts will ihm mehr so recht gelingen;
er hadert sehr mit allen Dingen.
So wird der Weg durchs Jammertal,
für unsren Helden schnell zur Qual.

Doch kaum erklimmt er neue Höh'n,
erscheint die Welt ihm wunderschön.
Nun kann er jubilieren, lachen,
den allergrößten Blödsinn machen.
Er fühlt sich unwahrscheinlich gut,
nichts hemmt seinen Übermut.
Denn, ist man erstmal obenauf,
dann setzt man gern noch einen drauf.

Heut' ist der Mensch ein bißchen weiser;
geht's ihm gut, dann tritt er leiser.
Er weiß, daß auf des Schicksals Höh'n
niemand kann für immer stehn.
Auch weiß er, daß das längste Tal
endet - irgendwann einmal.
Er hat erkannt des Lebens Lauf:
Mal geht's bergab, mal geht's bergauf.

Hans Schletz


Gelassenheit

Ich suche die Gelassenheit, um diese Welt zu ertragen.
Ich finde sie aber nicht und wage nicht danach zu fragen.

Die Menschheit macht es mir schwer,
gelassen zu werden wie das Meer.

Dem Schöpfer zu vertrauen, sagt man, macht gelassen.
Und doch kann ich das Zweifeln einfach nicht lassen.

Manchmal wünsch ich nicht so viel zu denken.
dann könnt ich mir Gelassenheit schenken.

Kurt Blaser


Logik

Die Nacht war kalt und sternenklar,
da trieb im Meer bei Norderney
ein Suahelischnurrbarthaar -
die nächste Schiffsuhr wies auf drei.

Mir scheint da mancherlei nicht klar:
man fragt doch, wenn man Logik hat,
Was sucht ein Suahelihaar
denn nachts um drei am Kattegatt?

Joachim Ringelnatz


Ich weiß nicht was soll es bedeuten

Ich weiß nicht was soll es bedeuten
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.

Lesen Sie hier das ganze Gedicht von Heinrich Heine


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Es war ein Brikett, ein großes Genie

Es war ein Brikett, ein großes Genie,
Das Philosophie studierte
Und später selbst an der Akademie
Im gleichen Fache dozierte.

Es sprach zur versammelten Briketterie:
"Verehrliches Auditorium,
Das Leben - das Leben - beachten Sie -
Ist nichts als ein Provisorium."

Da wurde als ketzerisch gleich verbannt
Der Satz mit dem Provisorium.
Das arme Brikett, das wurde verbrannt
In einem Privatkrematorium.

Joachim Ringelnatz


Der Stuhl der schien stabil zu sein

Der Stuhl der schien stabil zu sein
'ne Dame, schon ein wenig ältlich,
an manchen Stellen auch schon fältlich,
mit Hund und Kavalier auf Reisen,
betritt ein Gasthaus, um zu speisen.

Die Dame, die recht korpulent,
obgleich ihr Freund sie "Elfchen" nennt,
versucht nun ihre Leibesmassen,
einem Stuhle anzupassen.

Das Möbel stöhnt, neigt sich zur Seite;
die Dame fällt in voller Breite
auf das glänzende Parkett.

Lesen Sie hier das ganze Gedicht von Hans Schletz


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Die Ameisen

In Hamburg lebten zwei Ameisen,
Die wollten nach Australien reisen.
Bei Altona auf der Chaussee,
Da taten ihnen die Beine weh,
Und da verzichteten sie weise
Dann auf den letzten Teil der Reise.

Joachim Ringelnatz

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